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Noch Ernteanteile frei: Info-Veranstaltung SoLaWi Rhein-Ahr

Wie jedes Jahr - mittlerweile zum neunten Mal - informierte der Verein Solidarische Landwirtschaft Rhein-Ahr e.V. - über seine aktuelle Arbeit. Zielgruppe sind vor allem neue Interessierte, die Gemüse oder Eier von einem der kooperierenden landwirtschaftlichen Betriebe beziehen wollen. Diesmal waren auch wieder einige Mitglieder und Konsumentinnen dabei, die ebenfalls an den neuen Entwicklungen Interesse hatten. Diesmal ging es nach einer kurzen Begrüßung und Einführung urch Gudrun Bonk und Iris Sönnichsen vom Vorstand los mit den Neuigkeiten vom Wilhelmshof, die Angelika Montwe stellvertretend für Familie Orth vorstellte: Zurzeit legen 110 Freilandhühner Eier für die SoLaWi, so gibt es 60 Anteile zu verteilen, und pro Woche gibt es 6 bis 12 Eier. Die Preise sind seit jahren stabil. 90% des Futters baut die Famlie selbst an. Nachts schlafen die 3 Herden in Hühnermobilen, wo sie vor Fuchs und Marder geschüttzt sind. Auch der Habicht ist eine potenzielle Bedroung; hier helfen seit kurzem einige Hähne, die ihn mit ihrem Krähen von seinem Vorhaben abbringen. Sollte die Vogelgrippe das Gebiet erreichen, ist für die Stallpflicht auch schon alles vorbereitet. Für die Freilandhühner wird diese allerdings kein Vergnügen; eingesperrt werden sie voraussichtlich viel miteinander streiten.

Eine Besonderheit auf dem Wilhelmshof ist, dass die Hühner ein Mal durch die Mauser gehen. Dies ist ein natürlicher Prozess, dem hier durch Steuerung von Tageslänge und Futterangebot nachgeholfen wird. Anschließend legen sie auch wieder Eier mit dickeren Schalen. Eine Herausforderung dabei ist, dass keine Federn in die Fütterungsanlage geraten dürfen.

Die zurzeit älteste Herde aus dem Jahr 2024 befindet sich gerade in der Mauser. Ab Ostern 2026 wird sie wieder Eier legen. Dann kommt die nächste Herde dran; dies sind Grünleger (Araucana), so dass immer nur eine Herde in der Mauser ist.

Es handelt sich um Zwei-Nutzungs-Hühner, die am Ende ihrer Legezeit als Suppenhühner Verwendung finden.

An Pfingsten hat der Wilhelmshof einige Küken unter der Wärmelampe im Hofladen selbst ausgebrütet. Dies ist fürs neue Jahr wieder geplant und eine Attraktion vor allem für Familien mit Kindern.

Anschließend stellte Andreas Nuppeney seinen Weg von der Konventionellen Landwirtschaft zum bio-zertifizierten "Wehrer Kesselgemüse" dar und skizzierte auch kurz seinen Lebenslauf. Er wollte weg von der Über- und Massenproduktion und nicht abhängig sein von den Vorgaben des Lebensmitteleinzelhandels, die nur "genormtes Gemüse" abnehmen. Bei der SoLaWi werden auch krumme Möhren, Riesen-Kohlrabi und andere Feldfrüchte, die nicht die Standardmaße erfüllen und somit normalerweise nicht vermarktbar wären, an die Konsumenten weiter gegeben, so dass nichts weggeworfen werden muss. Wichtig ist ihm zudem die Planungssicherheit, die er durch die bei der Bieterrunde vereinbarten Preise pro Gemüseanteil erhält. Diese basieren auf einer Kalkulation, welcher Richtpreis für ihn kostendeckend ist. Bei der SoLaWi Rhein-Ahr finden sich glücklicherweise immer genügend solidarische Konsumentinnen, die diesen Richtpreis oder sogar einen etwas höheren Betrag zahlen, so dass auch einzelne Konsumentinnen berücksichtigt werden können, die sich den Richtpreis nicht leisten können und etwas weniger zahlen. Dies ist ein weitere Aspekt der Solidarität: Hier sind die Konsumentinnen untereinander solidarisch.

Bei Andreas Nuppeney können die Konsumentinnen jederzeit auf dem Acker vorbeikommen und schauen, wo die Zwiebeln und Kartoffeln wachsen, die sie demnächst in ihrer Kiste oder in ihrem Depot vorfinden. Der "Wehrer Kessel" liegt auf 280 bis 450 m Höhe und damit so hoch, dass das Gemüse etwas langsamer wächst als beispielsweise am Rhein. Dennoch ist das Gebiet klimatisch günstig, und das dort gewachsene Gemüse schmeckt besonders lecker. Andreas Nuppeney bewirtschaftet 11 Hektar Fläche im Bio-Betrieb, davon 7,5 ha Acker (auf dem er Roggen, Weizen und Luzerne anbaut) sowie 1,5 Hektar Gemüse; dort baut er 40 Sorten an. Seit August 2019 ist der Betrieb EU-biozertifiziert. Auf eine weitere Zertifizierung mit anspruchsvolleren Labeln verzichtet der Betrieb bewusst, da dies letztendlich nur Kosten und keinen Mehrwert bringen würde. Seit 2018 hat sich die Anzahl der Konsumenten stark verändert: Gestartet ist man mit 60 großen Anteilen, was ungefähr 3 kg Gemüse pro Woche entspricht. Mittlerweile werden an die 145 Konsumenten fast nur noch kleine Anteile vergeben; manche Abnehmer teilen sich sogar einen kleinen Anteil mit einem anderen Haushalt. So konnten weiterhin bis zu 120 Haushalte versorgt werden und die Kundschaft wird gehalten.

Seit 2019 werden aus Roggen, Weizen und Ackerbohnen in Zusammenarbeit mit einem Bäcker aus Rieden wöchentlich 2 bis 3 verschiedene Brote angeboten. Diese können zusätzlich zum Gemüseanteil mit bestellt werden; hierzu gibt es eine wöchentliche Rundmail, auf die man sich melden kann. Auch Mehl kann erworben werden, es ist allerdings kein Auszugsmehl, sondern Vollkornmehl, es enthält also immer die Kleie. Im Jahr 2020 wurden zudem erstmals Champignons angeboten, diese gibt es jeweils im Winter, ebenfalls nach Ankündigung per Mail, als Zusatz-Ware. Andreas Nuppeney zeigte zur Veranschaulichung den Anbauplan für das Gemüsejahr 2025, in dem Gemüsesorten und die jeweils erwartete Erntemenge für das gesamte Gemüsejahr gezeigt werden.

Zum Abschluss gab Andreas Nuppeney einen Überblick über die typischen Termine im Laufe eines Gemüsejahres, das im März startet, worauf zwischen Mai und Juli die arbeitsintensivste Zeit auf dem Acker zwischen Mai und Juli mit monatlichen Helfer-Samstagen folgt, dann die Haupterntezeit im Herbst und schließlich die Bieterrunde für das neue Jahr im Winter. Jeweils freitags um 14 Uhr können entweder vorgepackte Gemüsekisten direkt am Betrieb in Wehr abgeholt werden, oder man schließt sich einem der 10 Depots bzw. einer der Abholgruppen (insgesamt 10) zwischen Thür und Remagen, zwischen Ahrweiler und Bad Breisig an, um dort sein Gemüse abzuholen.

Der informelle Teil schloss mit einem Ausblick auf das Jahr 2026: Aufgrund der guten Kartoffel- und Zwiebelernte wird der Vorrat bis zur neuen Ernte ausreichen. Möhren und Buschbohnen sollen in etwas geringerer Ausdehnung angebaut werden, da es den Konsumentinnen zu viel war. Rote Beete soll nicht mehr gesät, sondern nur noch gepflanzt werden, d.h. es werden kleine Pflanzen eingekauft anstelle von Saatgut. Seit drei Jahren wird bereits Mulchgemüseanbau betrieben, d.h. zwischen den Reihen wird Mulchmaterial - z.B. verrrottete Silage vom Grünland - auf den frisch bearbeiteten Boden ausgebracht. 2026 will sich Andreas Nuppeney noch mehr mit regenerativer Landwirtschaft befassen, u.a. mit Bakterien, Pilzen und anderen Stärkungsmitteln wie Gesteinsmehl. Pferdemist kommt nicht mehr zum Einsatz, da der logistische Aufwand zu groß ist. Der Richtwert für einen Gemüsanteil wird 60 Euro pro Monat betragen. Der Versuch, Rapsöl aus eigenem Anbau anzubieten, scheiterte daran, dass sich kein Betrieb findet, der die Rapssaat von den Unkrautsamen in gleicher Größe reinigt.

Schwierigstes Thema bleibt das knappe und schwer zu findende Personal; die gelegentlichen Helfer-Einsätze können diese Lücke nur unzureichend schließen. Teil dieses Problems ist auch, dass der Betrieb nur zur Ausbildung von Landwirten und nicht von Gemüsebauern zugelassen ist.

 

Iris Sönnichsen, Kassenwartin des SoLaWi Rhein-Ahr e.V., stellte schließlich den gemeinnützigen Verein vor, der im Unterschied zu anderen SoLaWis nichts selbst produziert oder verkauft, sondern im Hintergrund tätig ist, vor allem bei der Anwerbung von Konsumenten sowie mit Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit. Als Mitglied im "Netzwerk solidarische Landwirtschaft" wird auch die politische Arbeit beim Aufzeigen von regionalen und saisonalen Alternativen der Produktion und des Konsums von Nahrungsmitteln unterstützt. Mit 83 Mitgliedern ist die Vereinsgröße seit der Gründung 2017 stabil geblieben. Eine Mitgliedschaft der Konsumenten im Verein ist keine Pflicht, würde jedoch dessen Schlagkraft unterstützen. Das Tätigkeitsgebiet wurde nach und nach vom westlichen Kreisgebiet Ahrweiler Bonn weiter nach Süden auf Andernach und Mayen/Mendig ausgeweitet. Die Idee der solidarischen Landwirtschaft stammt aus Japan, wo es die ersten Genossenschaften in den 1979er Jahren entstanden; die Idee wurde in den 1980er Jahren in den USA aufgegriffen und hat seitdem viele Länder der Welt unter verschiedenen Namen (u.a. community supported agriculture) erobert.

Beim anschließenden gemütlichen Teil, bei dem es neben Kaffee und Kuchen auch herzhaftes Gebäck sowie die Brote des Betriebs "Wehrer Kesselgemüse" zur Verkostung gab, fachsimpelten die anwesenden Konsumentinnen mit den Neuzugängen über Zubereitungsarten für verschiedene Gemüse und die besten Rezepte.

Wer sich im kommenden Jahr am Konzept des "Ernte teilens" beteiligen will, kann sich unter www.solawi-rhein-ahr.de dafür anmelden.

Eine weitere Info-Veranstaltung findet am Samstag, 10. Januar 2026 im Laurentiussaal in Ahrweiler am Marktplatz statt.

Leckere Vielfalt trotz Sommerhitze - Sommerfest 2025 der SoLaWi Rhein-Ahr

Auch beim diesjährigen Sommerfest der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) Rhein-Ahr war die "Alte Kellerei" in Wehr wieder gut gefüllt mit 30 großen und kleinen Vereinsmitgliedern, Konsumentinnen und Interessierten. Die bereitgestellten Tische boten kaum genug Platz für die vielfältigen mitgebrachten Leckereien. Highlight war die Eismaschine, mitgebracht von Gitte Daube, die frisch zubereitete Frucht-Sorbets zur Verkostung anbot.

Nach Kaffee und Kuchen konnte der "Bauerngarten III" von Alwine und Joachim Beu und ihren Mitstreiterinnen bewundert werden: Blumen, Kräuter und Gemüse, darunter einige alte Sorten: Ölkürbis, Artischocken, gelbe Zucchini, bunte Möhren, Kidneybohnen, Physalis (Andenbeere) und eine Zuckererbse namens "Schweizer Riese". Die Teilnehmenden erfuhren nicht nur einiges über Ansaat und Pflege, sondern auch über die Projekte, in denen sich die Gemüsegruppe engagiert: Für das europäische Citizen-Science-Projekt "Increase" (www.pulsesincrease.eu) werden die Anbaubedingungen für verschiedene Sorten von Leguminosen (Bohnen, Linsen, Erbsen, Kichererbsen) in ganz Europa getestet. Ähnliche Daten erhebt das Projekt "Mit vereinten Gärten" über den Anbau von Salat in über 1000 privaten Gärten.

Bereits für die kleine Anbaufläche des Bauerngartens sprach Joachim Beu hinsichtlich des Gießens von einer "permanenten Verteilung von Mangel".

Landwirt Andreas Nuppeney konnte dies für das "Wehrer Kesselgemüse" bestätigen: Nur mit Bewässerung - meist mit den sparsamen Tropfschläuchen und idealerweise nach Sonnenuntergang, um die Wasserverluste zu minimieren - konnten die Kulturen in diesem heißen Frühjahr und Frühsommer am Leben erhalten werden. Den Teilnehmenden wurde klar, welche Arbeit nicht nur hinter Anpflanzung und Bewässerung, sondern vor allem auch in der Beikrautentfernung steckt. Dieses Jahr machen vor allem die Hühnerhirse und der Amaranth, zwei Neophyten aus Südamerika, zu schaffen: Zwar nähren sie Fasane und Rebhühner in der Feldflur, aber sie überwuchern leider auch allzu schnell die jungen Gemüsekulturen.

Pünktlich um vier zählte Gudrun Bonk vom Vorstand gemeinsam mit einer Schar gespannter Kinder den Countdown, bis der Wehrer Geysir auf dem Carbo-Gelände ausbrach. Weitere Höhepunkte für die Kleinen waren die Besichtigung der Halle mit altem und neuem Traktor und den vielen Gemüsekisten, sowie die Fahrt mit einem der beiden "Rübli-Roller", den Geräten für den rückenschonenden Einsatz auf dem Acker. Zum Ausklang wurde an der Kellerei noch gegrillt.

 

Mit Schwung ins neue Gemüsejahr: Mitgliederversammlung SoLaWi Rhein-Ahr

Auch dieses Jahr war die Umweltlernschule Plus im Abfallwirtschaftszentrum Niederzissen gut gefüllt anlässlich der Mitgliederversammlung des Vereins Solidarische Landwirtschaft Rhein-Ahr e.V.

Im Jahresrückblick zeigte Gudrun Bonk vom Vorstand die diversen Gelegenheiten, bei denen das Prinzip des solidarischen Wirtschaftens der Öffentlichkeit nahe gebracht worden war: Mit Ständen auf Märkten und Basaren, mit Aktionen auf dem Wilhelmshof, der die Eier für die Konsument:innen liefert, mit Führungen über den Betrieb von Andreas Nuppeney, der das "Wehrer Kesselgemüse" beisteuert. Dieser kündigte an, dass er als neues Gemüse dieses Jahr auch Pak-Choi anbauen wird. Gemeinsam mit der SoLaWi Rhein-Ahr ist die Anschaffung einer Kistenwaschanlage geplant. Die Organisation der Depots wurde ebenfalls diskutiert: Da Remagen "aus allen Nähten platzt", wird erneut ein Abholort für Gemüse und Eier in Kripp eingerichtet. Die Standorte in Sinzig, Ahrweiler, Schalkenbach, Thür und natürlich in Wehr bleiben, ebenso die "rollenden Depots" (Abholgruppen) in Bad Breisig und Niederzissen.

Mit einem Bestand von 86 Mitgliedern bleibt der Verein in etwa auf dem gleichen Niveau wie bei seiner Gründung im Jahr 2017, bei wenigen Austritten und Neuzugängen. Alle Vorstandsmitglieder, die sich erneut zur Wahl stellten, wurden für weitere 3 Jahre in ihrem Amt bestätigt, ebenso die beiden Kassenprüferinnen. Neu hinzu kommt im Vorstand Angelika Montwe, die den Verein bereits seit einem Jahr u.a. durch Kommunikation mit neuen Interessierten unterstützt.

Gesucht wird jemand, der sich zutraut, Aluminium zu schweißen: Das Material für einen zweiten "Rübli-Rolli", das anatomische Gerät zur Erleichterung des Jätens auf dem Acker, liegt komplett in Wehr bereit. Zudem ist ein Blüh- und Gehölzstreifen in Planung.

Neben diversen Infoständen und Stammtischen auf dem Wilhelmshof sind übers Jahr auch wieder "Ackerhelfertage" in Wehr sowie ein Sommerfest geplant.

Mit dem Rüblirolli zum Folientunnel - Sommerfest in Wehr

Wegen der anhaltend unsicheren Wetterlage hatte der SoLaWi Rhein-Ahr e.V. diesmal für sein Sommerfest an jenem Sonntag Ende Juni auf die Wehrer "Kellerei" gesetzt, zumindest für das gemütliche Beisammensein bei Kaffee und Kuchen zu Beginn. Der Raum war voll, und das Büffet aus selbst mitgebrachten Speisen bot eine große Auswahl. Sobald alle ihre Teller und Tassen gefüllt hatten, stellte Gudrun Bonk vom Vorstand die bisher eingegangenen Namensvorschläge für das Schweizer Ackerhelfergerät vor, das als "Jäteflieger" im Handel erhältlich ist und zuweilen auch martialisch "Gurkenbomber" genannt wird. "Dieser Name ist ja nun doppelt irreführend", so Bonk, die für ihren Auftritt in die Rolle einer Möhre schlüpfte. "Wir Möhrchen sind es doch meistens, die damit bodennah vom Beikraut befreit werden, und zwar durchweg friedlich! Das ist für uns angenehm, ungefähr so wie ein Besuch beim Frisör für euch Menschen." So scheint der Gewinnername "Rüblirolli", den eine Freundin des Vereins in Schweizer Deutsch vorstellte, sehr viel passender. Auf den zweiten Platz kam "Flotter Heinrich", ein Name, mit dem Vereinsmitglied Heinrich C. Mayer geehrt werden soll, der zurzeit an einem Nachbau des Geräts arbeitet.

Auf einem geführten Spaziergang erläuterte Andreas Nuppeney, wie die solidarische Landwirtschaft funktioniert und welche Gemüsesorten er in den Folientunneln und auf dem Acker produziert. Hierbei kamen die ungewöhnlichen Wetterlagen der letzten Jahre zur Sprache: Auf Dürre ist der Betrieb inzwischen mit wassersparender Bewässerungstechnik gut vorbereitet. Dieses Frühjahr war jedoch derart nass und kühl, dass Wachstum und Ernte vieler Gemüsesorten nicht in Schwung kamen und diese erst später geliefert werden können. "Zum Glück trägt die solidarische Kundschaft dies mit und isst, was auf den Tisch kommt", so Nuppeney.

Neben dem „Wehrer Kesselgemüse“ stießen auch der Bio-Blumenacker und der "Zukunftsgarten" auf reges Interesse bei Mitgliedern und Aktiven der SoLaWi. Ein kleiner Höhepunkt war der „Ausbruch“ des Wehrer Kaltwassergeysirs, der von dort aus beobachtet werden konnte.

Einige SoLaWistas verabschiedeten sich, nachdem sie noch einen üppigen Blumenstrauß für daheim gepflückt hatten. Andere blieben noch zum Grillen.

Noch Ernteanteile frei: Info-Veranstaltung SoLaWi Rhein-Ahr

Zur Eröffnung der Veranstaltung im Haus St. Peter, an der 30 Personen teil nahmen, schlüpfte Gudrun Bonk vom Vorstand des Vereins Solidarische Landwirtschaft Rhein-Ahr e.V. in die Rolle der "Ackerdemikerin" und trug in einer heiteren Vorlesung vor, was das System der SoLaWi ausmacht und wie es funktioniert. Sie machte auf die Auswirkungen langer Lieferketten in der Landwirtschaft aufmerksam und auf die Abhängigkeit vieler Landwirte von schwankenden Marktpreisen. "Wir tragen das Risiko der Finanzierung der Ernte für ein Jahr gemeinschaftlich - das ist die Zukunft", schloss sie. Angelika Montwe zeigte aus Sicht einer Konsumentin auf, welche Vorteile der Bezug von Gemüse aus nur 30 km Entfernung und von Eiern direkt aus der eigenen Stadt hat, was in einer aktuellen winterlichen Gemüsekiste enthalten ist und wie sie es zu leckeren gesunden Gerichten verarbeitet. Volker Siefke, ebenfalls vom Vorstand, schilderte, welche Rolle der Verein als Bindeglied zwischen Konsument:innen, Interessierten und den kooperierenden landwirtschaftlichen Betrieben einnimmt. "Wir können aufs Feld gehen und selbst sehen, wie produziert wird", brachte er das SoLaWi-Gefühl auf den Punkt. Man sei froh, seit der Gründungsveranstaltung 2017 so weit gekommen zu sein und immer noch auf 86 Mitglieder zählen zu können. Er teilte außerdem seine Erfahrungen als Depotgeber in Ahrweiler mit Konsument:innen anderer Depots und Abholgruppen, die sich jeweils etwas anders organisieren, je nach ihren Möglichkeiten.

Der Trailer des Films "Ernte teilen - anders ackern für die Zukunft!" begleitete die Teilnehmenden in die Pause, in der Getränke und selbst Gebackenes zur Stärkung bereit standen. Hier gab es Gelegenheit, den Produzenten Rückmeldungen zu geben und Erfahrungen mit anderen "Solawistas" auszutauschen.

Andreas Nuppeney berichtete vom mittlerweile achten Anbaujahr beim "Wehrer Kesselgemüse", von der reichen Ernte bei Buschbohnen und Endivien, während Kartoffeln und Zwiebeln diesmal hinter den Erwartungen zurückblieben. Mit Blick auf die gezeigte Anbautabelle ließ er wissen: "Durch die vielen Anbausorten betreiben wir Risikostreuung. Zudem haben wir ja die Sicherheit, dass die Konsumenten uns das abnehmen, was wir ernten." Die Entwicklung geht in Richtung immer mehr kleine Anteile, 145 waren es 2024 und nur noch 6 große Anteile - 2017 war man mit 60 großen Anteilen gestartet. Für 2025 hat er sich vorgenommen zu lernen, wie man Gemüse besser in Mulch pflanzt. Außerdem möchte er sich mehr mit regenerativer Landwirtschaft befassen. Da erfahrungsgemäß jedes Jahr 10 bis 15% der Konsumenten nicht mehr weiter machen möchten, hat er wieder Kapazitäten frei. Auch Brot, gebacken aus dem eigenen Weizen und Roggen, kann weiter zusammen mit dem Gemüse bezogen werden.

Niklas Orth berichtete über den Jahresverlauf rund um die Hühnermobile, von der Eingewöhnung neuer Herden bis zur gelungenen Mauser, und stellte die Verkaufshütte des Wilhelmshof vor, in der es neben Eiern auch Gemüse, Fleischprodukte anderer Betriebe sowie Blumen und Deko gibt. Das Hofcafé des Wilhelmshof beherbergt nicht nur regelmäßig die Treffen des SoLaWi Rhein Ahr e.V., sondern auch zahlreiche attraktive Veranstaltungen vor allem für Familien, vom Blumentag bis zum Kürbisfest.

Wer sich im kommenden Jahr am Konzept des "Ernte teilens" beteiligen will, kann sich unter www.solawi-rhein-ahr.de dafür anmelden.

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Weiter solidarisch mit Gemüse und Eiern - Die SoLaWi Rhein-Ahr hat 2024 viel vor

Mit der Umweltlernschule Plus im Abfallwirtschaftszentrum Niederzissen hatte sich der SoLaWi Rhein-Ahr e.V. eine angenehme, helle Umgebung für seine diesjährige Mitgliederversammlung ausgesucht.

Der Jahresbericht zeigte auf, wie viel geschafft worden ist: Neben den vielfältigen formalen Tätigkeiten gab es auch wieder einige gesellige Gelegenheiten, an solidarischer Landwirtschaft Interessierte zu treffen. Die Aufrufe zu den "Helfertagen", bei denen SoLaWistas auf dem Acker in Wehr mit anpacken, waren erfolgreich. Zudem kamen mehrere Schulklassen zu Besuch, und eine Schülerin absolvierte ein Praktikum. Der neue Flyer wurde vorgestellt und einige formelle Satzungsänderungen beschlossen.

Nach einem Gedenken für Verstorbene und Erkrankte im Verein gab es eine Ehrung verdienter ehrenamtlicher Mitglieder, und natürlich wurden auch die kooperierenden Landwirt:innen gewürdigt.

Dr. Gudrun Bonk und Bernhard Wichert wurden bei der Wahl als Vorstandsmitglieder bestätigt. Volker Siefke und -Dr. Iris Sönnichsen werden ein weiteres Jahr die Kasse der SoLaWi betreuen; mit Sina Faßbender und Christine Lang bleibt ein 6-köpfiger Vorstand im Amt. Auch die Kassenprüferinnen Nadja Geldmacher und Ute Fuhrmann bleiben ein weiteres Jahr. Sowohl Clarissa Figura, die ihren Vorstandsposten aus persönlichen Gründen niederlegte, als auch mehrere aktive Vereinsmitglieder sagten Unterstützung bei den fürs neue Jahr geplanten Projekten zu. So sind mehrere gesellige Veranstaltungen auf dem Sinziger Wilhelmshof sowie ein Sommerfest in Wehr geplant. Das bisherige Projekt zum Anbau alter, samenfester Sorten auf einer kleinen privaten Fläche in Wehr läuft unter dem neuen Namen "Zukunftsgarten" weiter. Zur Erleichterung der Arbeit auf dem Feld ist ein zweites Gerät mit dem sprechenden Namen "Gurkenbomber" in Arbeit.

Niklas Orth berichtete über das Hühnerjahr auf dem Wilhelmshof, vom Kampf mit der Mauser, mit Habicht und Füchsin, mit Trockenheit und Schlamm. Auch für Andreas Nuppeney vom "Wehrer Kesselgemüse" waren die teils extremen Wetterverhältnisse eines der Themen, die er in seinem Bericht ansprach. Mit etwas weniger Gemüseanteilen ist er nach einer erfolgreichen virtuellen Bieterrunde bereits ins neue Jahr gestartet. Die seit knapp 3 Jahren laufende Kooperation mit dem "Grafschafter Hofgarten" in Birresdorf muss aufgrund betrieblicher Veränderungen zunächst pausieren.

Weitere Infos unter www.solawi-rhein-ahr.de

 

Um die Wette Beikraut zupfen und Kräuter raten - Stand der SoLaWi Rhein-Ahr beim Bauernmarkt in Sinzig

Beim diesjährigen Bauernmarkt neben dem Barbarossamarkt in Sinzig bot die SoLaWi Rhein-Ahr an ihrem Stand nicht nur Gemüse und Kräuter an, sondern auch diverse Spiele zum Mitmachen. Die Hauptattraktion war natürlich der mitgebrachte Rüblirolli, auch als "Jäteflieger" im Handel: Ein Gerät aus der Schweiz, das die Entfernung des Beikrauts vor allem in den Möhren ("Rübli") erleichtern soll und das von einem Vereinsmitglied zurzeit nachgebaut wird, damit auf dem Acker noch mehr Leute helfen können. Am Stand konnte man nun, bäuchlings auf dem Gerät liegend, einen Parcours absolvieren, an dem kleine Gefäße mit Möhren darauf warteteten, "abgeerntet" zu werden. Auf dem Rückweg wurden die Möhrchen dann wieder "gepflanzt". Beim Sonnenblumenlauf ging es darum, eine Sonnenblumenblüte auf einem Löffel so lange wie möglich zu balancieren. Das Kräuter-Raten brachte dann noch Aroma ins Spiel und für die, die sich botanisch auskannten, weitere Punkte. Je nach Punktestand gab es als Belohnung Gemüse und Kräuter zum Mitnehmen, und die Teilnehmenden durften von den frisch geschabten Möhren am Stand probieren. Neben der üblichen orangefarbenen Karotte war hier auch eine weiß-rosafarbene alte Sorte im Angebot.. Am Stand war ständig etwas los: Groß und Klein versuchten ihr Glück bei den Spielen und informierten sich nebenbei, was solidarische Landwirtschaft ausmacht.